Die Könige der Straße: Was Vin Diesel und Jason Statham mit Super Mario verbindet

„Mario Kart 8 – Deluxe“ ist ungebrochen populär. Das meistverkaufte Rennspiel der Welt lässt alle „Gran Turismos“, „Need for Speeds“ und „Forzas“ weit hinter sich. Das Rezept des Arcade-Rennspiels ist dabei so simpel wie genial: eingängige Steuerung, grandioser Spielspaß, kein unnötiger Storyballast. Doch brauchen Fun Racer tatsächlich keine Geschichte? Oder ergeben sich auch in diesem Subgenre narrative Möglichkeiten? Und was haben zwei der größten Actionstars der Gegenwart damit zu tun?

"Mario Kart 8 - Deluxe" ist erhältlich für Nintendo Switch.
Copyright: Nintendo, 2023

Mario und Luigi tun es. Jak und Daxter tun es. Crash und Coco tun es. SpongeBob und Patrick ebenso. Sonic und Knuckles auch. Ja, sogar die Schlümpfe, Garfield und Odie, irgendwelche Legofiguren und die gottverdammten Moorhühner tun es! Und nein, es geht hier nicht um irgendwelchen Schweinkram. Es geht darum, der Allerbeste zu sein. So wie es keiner vor dir war. Ladies and gentlemen, start your engines – denn heute geht es ums Kartfahren. Genauer gesagt: um Fun Racer jeglicher Couleur und für jedwedes Konsolen-System.

Egal, wie viele Nachahmer es mittlerweile gibt: Nobody does it better than Nintendo. „Mario Kart“, der OG of fun racing games, ungeschlagen seit den ersten pixeligen Fahrversuchen auf dem SNES. Seit drei Jahrzehnten die Nummer 1, die Faszination weiterhin ungebrochen. Neun Jahre ist es her, dass wir mit „Mario Kart 8“ auf der WiiU (ja, die gab es tatsächlich) einen neuen Ableger der Serie erhalten haben. Aufgepeppt wurde Teil 8 noch mit DLCs, im Anschluss dann zweitverwertet als „Mario Kart 8 – Deluxe“ für die Nintendo Switch, wo es zum erfolgreichsten Game der Konsole avancierte (und zum zweiterfolgreichsten Nintendo-Game überhaupt!). Doch damit nicht genug: In insgesamt sechs Wellen à acht Strecken hat Nintendo in 2022 den Booster-Streckenpass herausgebracht. Alle paar Monate gibt es nun neues Kartbahn-Futter für die darbenden Fans, 48 mehr oder weniger neue Circuits gesellen sich bis Ende 2023 zu den bereits existierenden 48 hinzu. Summa summarum können wir uns an Weihnachten vermutlich auf 96 Strecken grüne, rote und blaue Panzer um die Ohren feuern.

"Mario Kart 8 - Deluxe" ist erhältlich für Nintendo Switch.
Copyright: Nintendo, 2023

„Mario Kart“ ist das Posterboy-Game für das Subgenre des Fun Racers im Allgemeinen: Es geht ums Gameplay, Schadenfreude, den Spaß am zocken – nomen est omen. Und wider hartnäckige Gerüchte im Netz habe ich noch nicht erlebt, dass Freundschaften wirklich an „Mario Kart“ zerbrochen sind. Ganz im Gegenteil. Stundenlange Zocksessions haben die Bande der Freundschaft eher noch gefestigt – Bananenschalen kurz vor dem Ziel hin oder her. Worum es bei Fun Racern definitiv nicht geht, ist die Narration. Gameplay schlägt Story, eine richtige Kampagne sucht man zumindest bei „Mario Kart“ vergeblich. Was jedoch nicht bedeutet, dass andere es nicht versucht hätten. Bei „Jak X – Combat Racing“ (2005) gab es eine verhältnismäßig brutale Crime Story mit Jak im Charles Bronson-/Clint Eastwood-Modus („Du lässt gerne Leute zum Sterben zurück, nicht wahr?“ „Man gewöhnt sich dran.“ BOO-YAH!). Dass ich mich überhaupt daran erinnere, liegt allerdings nur daran, dass ich das Game abgöttisch liebe und bisher ganze dreimal durchgezockt habe. Ansonsten wäre mir sicherlich vom Plot nichts in Erinnerung geblieben. So geht es mir nämlich mit „Crash Team Racing Nitro-Fueled“ (2019). Das Remake des beliebten PS One-Klassikers hinterließ fernab vom tollen Gameplay keinerlei Erinnerung bei mir. Irgendwas mit irgendeinem Bösewicht. Uka-Uka, Aku-Aku – balla balla? Ich hab‘ keine Ahnung. Ich weiß nur noch, dass das Spiel nicht so casual wie Nintendos Vorzeige-Flitzerei war: Wer bei „Crash“ nicht richtig driftet, sieht kein Land, sondern nur die Heckspoiler der Champions.

Zwischenfazit: Fun Racer haben meistens keine Story und brauchen auch keine. Doch stimmt das wirklich? Erst kürzlich hat Saturday Night Live einen Fake-HBO-Trailer veröffentlicht, in dem Pedro Pascal in die Rolle des schnauzbärtigen Klempners schlüpft, um Prinzessin Peach in der pilzverseuchten Postapokalypse durch das Mushroom Kingdom zu eskortieren bzw. zu chauffieren. „The Last of Us“ meets „Mario Kart“ – ein herrlicher Spaß. Und auch wenn das natürlich überhaupt nicht ernst gemeint war, bleibt doch eine Erkenntnis: „Mario Kart“ hat durchaus narratives Potenzial. Glaubt ihr nicht? Dann passt mal auf: In „Paper Mario – The Origami King“ (2020) dient ein Kart den Klempner-Brüdern als Transportmittel – so nonchalant, so natürlich, als sei es vollkommen klar, dass man sich in den kunterbunten Mario-Welten via Kart fortbewegt, sobald man längere Entfernungen überbrücken muss. Und auch in den Trailern zu „Der Super Mario Bros. Film“ (2023) sehen wir den titelgebenden Helden gemeinsam mit seinen Freunden in Karts über die Regenbogenstrecke rasen. Dabei verströmt die angeteaserte Szene definitiv „Mad Max – Fury Road“-Vibes: „Witness me!“

"Mario Kart 8 - Deluxe" ist erhältlich für Nintendo Switch.
Copyright: Nintendo, 2023

Kartfahren und Story – das kann also klappen. Irgendwie zumindest. In den erwähnten Beispielen nimmt das Ganze keinen zentralen Stellenwert in der Narration ein. Doch nicht so in einem der erfolgreichsten und beliebtesten Action-Franchises der Moderne: „Fast & Furious“. Sind die Abenteuer von Dominic Toretto (Vin Diesel) und seiner Familie im Endeffekt denn etwas anderes als spektakuläre Live-Action-Versionen des „Mario Kart“-Prinzips? Auch hier stehen der Spaß und die kindliche Freude an der Destruktion im Vordergrund. Der Plot dient als (Vorsicht, Wortspiel) Vehikel für die ausgefeilten Setpieces. Und wer es immer noch nicht glauben möchte, dass arcadige Racingaction auch narrativ funktioniert, der hat bestimmt noch nie die „inoffizielle“ Film-Adaption von „Mario Kart“ gesehen: Regisseur Paul W. S. Anderson hat 2008 sein Remake zu „Frankensteins Todesrennen“ als knallharten FSK-18-Actioner inszeniert. Mit Jason „The Transporter“ Statham als Super Mario und Natalie Martinez als Prinzessin Peach – nun gut, wie gesagt: nicht offiziell. Aber das Prinzip ist videogamy as fuck: Im Endeffekt gibt’s hier sogar Items und Power-Ups. Ein herrlicher Hochglanz-B-Movie-Spaß. Andersons beste Videospiel-Adaption so far, obwohl sie de facto noch nicht mal eine ist. Kannst du dir nicht ausdenken. In diesem Sinne: „You shall ride eternal.“

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